Unsere Muasgutt´r

Eine Sage erzählt von den Offinger „Muasgutt’rn“. In einem Geschichtsbuch ist festgehalten: „Die Frauen von Offingen ärgerten sich schon lange darüber, dass sie den Kindern das Mus langsam und beschwerlich Löffel um Löffel reichen mussten. Da kam eine auf den Gedanken, das Mus in Flaschen oder Guttern (Steinkrügen) zu kochen, damit man es den Kindern in der Flasche geben konnte. Der Versuch misslang allerdings kläglich, da sich der Brei verdickte. Die Offinger wurden seitdem als „Offinger Muasgutt’r“ bezeichnet

Der Gotzige von Offingen

„Wie der Gotzige von Offingen“, sagt man im Umkreis von Günzburg und das kam so: Durch den Machtspruch Napoleons war die österreichische Markgrafenschaft Burgau zum Lande Bayern gekommen. Als Bundesgenosse stellte der bayerische König 30 000 Soldaten zum Feldzug nach Russland. Kaum 1000 kamen wieder zurück. Die anderen starben auf den Eisfeldern Russlands. ein einziger von den Kriegern Offingens sah die Heimat wieder. Die furchtbaren Erlebnisse und das arge Leid hatten seine Seele verwundet. Einsam, still lebte er für sich, mied alle Gemeinschaften und hielt sich fern von Lust und Frohsinn. Wenn nun heute einer ein Eigenleben führ, heißt es gleich: „Der isch wia dr Gotzig vo Offinga!“
Eine andere Version besagt, dass im Dreißigjährigen Krieg, nachdem alle Offinger Einwohner Teils durch die Pest, teils durch plündernde und mordende Soldaten umgekommen waren, nur ein einziger, „Dr Gotzig von Offinga“, übrig geblieben sei.

Faun, Nöck und Wassergeist

Lange bevor es Flugzeuge gab, ehe Autos und Eisenbahnen fuhren, konnten Verstorbene 100 Jahre nach ihrem Absterben wieder aus der Ewigkeit zurückkehren, die guten als Helfer und Retter, die bösen als Büßer und Verführer. In der alten Zeit war der Weg von Günzburg nach Offingen zur Nachtzeit voller Gefahren. Er führte vorbei an der Reisensburg durch das Herrenholz. Unten am Steilhang rauschte die Donau. Manches Wegzeichen erinnerte an einen Unglücklichen, der im Wasser den Tod fand. Der Weg war in stürmischen Herbstnächten besonders gefürchtet. Dann drohte in den Nebelschwaden hinter manchem verdorrten Elsbeerstrauch der Faun, der Walddämon mit seinen Bocksfüßen. Er brachte die Wanderer vom Wege ab und führte sie in die Irre. Dazu spielten die rauschenden Baumkronen, die krachenden Äste, das aufgescheuchte Wild und die aufflatternden Vögel eine wüste Musik. Unheimlich wurde die Höhe über dem „Fedramähdle“. Das lieferte in überschwemmungsfreien Sommern reichlich Heu. In den Herbstnächten aber hausten zwischen den  Wasserarmen in dem hohen Riedgras, in Schilf und Binsen der Nöck und seine bösen Wassergeister. Heimtückisch zogen sie Unbekümmerte ins Wasser. Manchem nächtlichen Wanderer wurde sein Felleisen auf dem Rücken zur Last, manchem dünkte die Wegstunde die Wegstunde eine Unendlichkeit. Erst wenn sich das Herrenholz lichtete und wenn das Auge in den Lichtblitzen gaukelnder Käfer die Schemen von Landstrost erkennen konnte, war die Not zu Ende.